Gleichgewicht von
Wert und Preis

Meinung

Spiel mit dem Feuer

Die Integrität von Wirtschaftsdaten und die Unabhängigkeit von Zentralbanken sind tragende Säulen funktionierender Finanzmärkte und stabiler Volkswirtschaften. Beide Pfeiler werden in den USA derzeit massiv untergraben.
Die Leiterin des Arbeitsstatistikamtes wurde unmittelbar nach der Veröffentlichung unliebsamer Daten entlassen und durch einen Loyalisten ersetzt. Für den Fed-Vorstand ist zudem ein enger Vertrauter Donald Trumps nominiert, der aktuell den Wirtschaftsberaterstab leitet und das umstrittene Grundlagenpapier zum «Mar-a-Lago-Accord» verfasst hat. Getrieben vom Wunsch nach tieferen Leitzinsen, nimmt der politische Druck auf die Zentralbank zu – die präsidialen Angriffe häufen sich.
Angesichts des aussergewöhnlich hohen Refinanzierungsbedarfs des US-Staatshaushalts in den nächsten Jahren mag dieser Wunsch nachvollziehbar erscheinen. Doch es ist ein riskantes Spiel. Denn über die langfristigen Zinsen entscheidet nicht die Zentralbank, sondern der Markt. Geht das Vertrauen in wichtige Institutionen verloren, verlangen Investoren als Ausgleich für die gestiegene geldpolitische Unsicherheit mehr Rendite. Fallende Kurse bei langfristigen Staatsanleihen — nicht nur in den USA — und der steigende Goldpreis sind unübersehbare Warnsignale.

Martin Schenk

Vorsitzender der Geschäftsleitung

Zähringer Brief September 2025

Glecihgewicht von
Wert und Preis

«In the short run, the market is a voting machine but in the long run, it is a weighing machine.» Dieses bekannte Zitat von Benjamin Graham, dem Begründer der fundamentalen Wertpapieranalyse, bringt den Kern der Aktienbewertung prägnant auf den Punkt.